Folgemilch im Baby- u. Säuglingsalter

Optimaler Nahrungsaufbau ohne Folgemilchen

Auch wenn uns die Werbung der Nahrungsmittelindustrie geschickt anderes vermitteln möchte - die Experten halten die Verwendung von Folgemilchen (2er / 3er) im Säuglings- und Kleinkindesalter für vollkommen überflüssig. Leider beobachte ich, dass die Verwendung industrieller Folgemilchen häufig den natürlichen Nahrungsaufbau im zweiten Lebenshalbjahr hin zur ausgewogenen Familienkost am Ende des ersten Lebensjahres verzögert.

Das Stufenkonzept der Säuglingsnahrungen

Anfang dieses Jahrzehnts hat sich bei der industriellen Herstellung von Säuglingsmilchnahrungen ein Stufenkonzept für die folgenden vier Altersgruppen durchgesetzt:

  1. "Pre"- Säuglingsanfangsmilch (von Geburt an)
  2. "1er"- Säuglingsanfangsmilch (von Geburt an)
  3. "2er"- Folgemilch (ab 4. Lebensmonat)
  4. "3er"- Folgemilch (ab 8. Lebensmonat)

Die Inhaltsstoffe der beiden Säuglings-Anfangsmilchen ("pre" und "1er") sind, so gut es geht, an den Nährstoffgehalt der Frauenmilch angepasst. Um hierbei eine einheitliche Qualität, sowie eine hohe Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten, sind diese Fertigmilchen nach den Empfehlungen der europäischen Ernährungskommission ESPGHAN in der EG-Richtlinie (91/321/EWG) europaweit eindeutig definiert.
Für die Folgemilchen ("2er" und "3er") sind solche Standards nicht exakt definiert. Die Fachleute betonen außerdem, dass sich die Muttermilch über mehrere Stillmonate hinweg nicht verändert. In den Folgemilchen werden also Modifikationen eingeführt, die wir in der natürlichen Muttermilch so nicht beobachten.

Unterschiede der Säuglingsmilchen

In der "Pre"-Milch wird, genau wie in der Muttermilch, lediglich Milchzucker (Laktose) als Kohlehydratquelle verwendet. "Pre"-Milch ist daher ähnlich dünnflüssig wie die Muttermilch und kann "nach Bedarf" (ad libidum) gefüttert werden. Eine Gefahr der Überfütterung besteht hierbei nicht. Aufgrund der optimal an die Muttermilch adaptierten Nährstoffzusammensetzungen kann die "Pre"-Milch von Anfang an und beliebig lange während des gesamten ersten Lebensjahres verwendet werden. Tritt nach einigen Wochen (oder Monaten) eine immer kürzere Sättigungszeit ein, so kann übergangslos auf eine "1er"-Milch umgestellt werden.

Die "1er"-Milch ist sämiger und erreicht so ein verbessertes Sättigungsgefühl mittels der Zugabe von Stärke oder Maltodextrin als weitere Kohlehydratquellen zum Milchzucker. Im übrigen ist sie als Säuglingsanfangsnahrung ebenfalls an die natürlichen Nährstoffgehalte der Muttermilch adaptiert und daher ebenso noch nach dem sechsten Lebensmonat und bis zum Ende des Flaschenalters ausreichend.

Die "2er"-Milch ist weniger gut an die Muttermilch angepasst und daher vor dem vierten Lebensmonat nicht geeignet! Der Hauptvorteil der Folgemilchen liegt in dem längeren Sättigungsgefühl durch eine noch bessere Sämigkeit. Daher sollten Sie auch einen größeren Sauger (Gr.2) verwenden. Der Folgemilch werden neben der Laktose, Stärke und verschiedene Kohlehydrate (wie Glucose, Maltose oder Kristallzucker) zugesetzt. Der Proteingehalt und die Eiweißzusammensetzung werden in unphysiologischer Weise erhöht, bei einer eher geringen Erhöhung der Gesamtkalorienmenge.

Die "3er"-Milch wird ab dem achten Lebensmonat beworben. Um das Kleinkind zufriedener zu machen, werden die Kalorienzahl auf bis zu 80 kcal/100ml erhöht und süße oder fruchtige Geschmacksstoffe zugeführt.

Vorteile der Folgemilchen

Die Hauptverbesserung der Folgemilchkonzepte liegt im verbesserten Sättigungsgefühl. Damit kann zwischen den Mahlzeiten eine bessere Zufriedenheit der Kinder erreicht werden. Die Folgemilchen sind im Vergleich mit den beiden Anfangsnahrungen weniger gut an die Qualität der Muttermilch angepasst. Sie sind in Bezug auf wichtige Nährstoffe, wie zum Beispiel den ungesättigten Fettsäuren, Jod, etc. der reinen Kuhmilch überlegen.

Nachteile der Folgemilchen

Im zweiten Lebenshalbjahr haben die Fertigmilchen in der Regel keine ernährungsphysiologische Bedeutung mehr. Im Gegenteil belastet ihr hoher Eiweißanteil die Ausscheidungsorgane und führt zu längerfristigen Veränderungen im Gesamtstoffwechsel. Werden die Folgemilchen nicht strikt beschränkt, führen sie zudem zu Übergewicht, das sich häufig auch langfristig manifestiert.

Folgemilch für optimale Mischkost ohne Wert

Vielmehr sollte der Aufbau einer optimalen Beikost die Milch zunehmend ersetzen. Ziel ist es am Ende des ersten Lebensjahres an der gemeinsamen Familienkost teilzunehmen. Durch die Verwendung von süßschmecken Pulvermilchen (noch dazu aus Saugerflaschen) wird die Gewöhnung der Kinder an den Geschmack natürlicher Lebensmittel unnötig erschwert. Dies führt nach meiner Beobachtung zu einer erschwerten und verspäteten Einübung des altersgemäßen, ausgewogenen Familienessens.

Fazit

  • Anfangsmilchen sind hinsichtlich ihrer Qualität am Besten.
  • Daher stellen Sie nur auf die nächste Stufe um, wenn Sie sicher sind, dass die aktuelle Formula-Milch nicht mehr ausreichend sättigt.
  • Stellen Sie ab dem sechsten Lebensmonat Zug um Zug auf Beikosternährung und der Teilnahme an einer gemeinsamen und ausgewogenen Familienkost um.
  • 2er und 3er Milchen sind heutzutage meist verzichtbar.