Teilleistungen, Begabungen - Ergotherapie oder Erziehung zur individ. Stärke
Entwicklung: unsere Stärken - unsere Schwächen
Zu Beginn unseres Lebens werden wir (genetisch) mit einigen Begabungen, aber auch einigen Schwächen ausgerüstet. Es ist die Kunstfertigkeit der Erziehung diese zu erkennen, um dann den richtigen Lebens- und Arbeitsraum für das Kind zu finden, an dem es seine Begabungen frei und voll entfalten kann. Für gute Pädagogen ist es nicht erstrebenswert, alle Kinder in Ihrer Entwicklung gleichzuschalten und sie ständig (trotz ihrer unterschiedlichen Grundfähigkeiten) miteinander zu vergleichen. Die Fabel auf denfolgenden zwei Seiten kann Ihnen diese Überlegung vielleicht etwas illustrieren.
Andererseits ist es die Herausforderung der Entwicklungsmedizin, die Schwächen zu erkennen, die unsere Gesamtentwicklung (z.B. in der Schulzeit) hemmen können. Besteht der Verdacht auf eine Entwicklungsstörung, sollte das Kind durch einen Facharzt getestet werden, um bei der Wahl der richtigen erfolgsversprechenden Förderungs-maßnahme helfen zu können.
Information zu Teilleistungsschwächen im Internet:
- Juvemus: Förderung von Teilleistungsschwächen
- MCD / Dyspraxie: Teilleistungsstörungen der Motorik, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit
Eine Fabel
(nach: Kolb, Wishaw: Fundamentales of Human Neuropsychologie)
Vor langer Zeit beschlossen die Tiere, dass etwas heroisches geschehen müsse, um die Anforderungen einer neuen Welt meistern zu können. Sie gründeten daher eine Schule, und erstellten einen Lehrplan, der vor allem motorische Fähigkeiten vermitteln sollte. Als Fächer wurden ausgewählt: Rennen, Klettern, Schwimmen und Fliegen. Der Einfachheit wegen sollte der Lehrplan für alle Tiere verbindlich sein. Die Ente erbrachte von Anfang an ganz exzellente Leistungen im Schwimmen, bessere sogar als der Schwimmlehrer. Im Fach Fliegen schaffte sie allerdings nur eben ausreichende Leistungen, beim Rennen genügten die Leistungen jedoch nicht mehr. Deswegen musste sie ihre Aktivitäten im Schwimmen reduzieren und Nachsitzen, um im Rennen sich zu verbessern. Dadurch lädierte sie ihre Schwimmflossen so sehr, dass sie nur noch mittelmäßige Schwimmleistungen zustande brachte. Mittelmäßige Leistungen galten aber durchaus als erfreuliche Schulerfolge, weswegen sich niemand, außer der Ente selbst, darüber groß Gedanken machte.
Das Kaninchen bot weitaus die besten Leistungen im Fach Rennen, erlitt jedoch einen Nervenzusammenbruch, weil es beim Schwimmen immer Nachhilfeunterricht benötigte. Das Eichhörnchen war Klassenbestes im Klettern, zeigte sich aber zutiefst frustriert im Fach Fliegen, weil der Lehrer von ihm forderte, vom Boden auf die Spitze eines Baumes zu fliegen, anstatt von der Spitze zum Boden. Weil das Eichhörnchen zu intensiv trainierte, bekam es einen fürchterlichen Muskelkater, mit dem wiederum nur schlechte Noten im Klettern und Schwimmen zu gewinnen waren.
Der Adler stellte sich sehr bald als absolutes Problemkind heraus, das sehr streng zur Disziplin angehalten werden musste. Beim Klettern war er allen anderen Tieren überlegen, wenn es galt die Spitze eines Baumes zu erreichen. Jedoch war er durch nichts davon abzubringen, nur auf seine eigene Weise - nämlich fliegend -, und nicht wie im Lehrplan vorgeschrieben kletternd, die Baumspitze zu erreichen.
Am Ende des Schuljahres hatte ein leicht verhaltensgestörter Aal das beste Zeugnis vorzuweisen. Er konnte besonders gut schwimmen, jedoch waren seine Leistungen in den Fächern Rennen, Fliegen, Klettern nur mittelmäßig. Als Klassenbester durfte er jedoch bei der Schulabschlussfeier die Klassenrede halten.
Die Präriehunde blieben dagegen der Schule fern. Sie weigerten sich auch Steuern zu zahlen, weil die Regierung nicht bereit gewesen war, auch das "Höhlengraben" in den Lehrplan aufzunehmen. Sie gaben daher ihr Kind bei einem Dachs in die Lehre. Später bildeten sie dann mit den Erdhörnchen und den Murmeltieren eine Selbsthilfegruppe, mit dem Ziel, eine freie Schule zu gründen.
(nach: Kolb, B., Wishaw, I.Q.: Fundamentales of Human Neuropsychologie, Chapter 29: Learning Disorders)